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Teilen – die 10 besten Möglichkeiten

Wohnraum, Autos oder Gemüse – im Prinzip kann man alles teilen. Das Internet schafft heute völlig neue Möglichkeiten und revolutioniert unser Zusammenleben. Das klassische Eigentum ist zunehmend in Frage gestellt. Doch wann ist Teilen besonders erfolgreich?

Teilen und gemeinsam Nutzen liegen im Trend. Es fasziniert mich, wie sich damit unser Zusammenleben verändert. Fast täglich stolpere ich über eine neue Möglichkeit, wie Dinge, Raum, Interessen oder Dienstleistungen geteilt werden können. In dem wir teilen, sparen wir Geld, Raum und Energie und die Umwelt wird geschont. Wann ist Teilen besonders erfolgreich?

Rezepte für erfolgreiches Teilen

Grundsätzlich ist entscheidend, dass für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation entsteht. Das bedeutet, dass alle Parteien profitieren und mit diesem Mehrwert überhaupt einen persönlichen Anreiz zum Teilen erhalten.

Teilen ist nichts Neues. Gerade in Zeiten grosser lokaler Rohstoffknappheit waren unsere Vorfahren darauf angewiesen. Einige erfolgreiche Konzepte haben Jahrhunderte überlebt, wie zum Beispiel die selbstorganisierte Bewirtschaftung von Alpenweiden in der Schweiz. Diese Alpgenossenschaften gibt’s heute noch. Die Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom hat diese Organisationen untersucht und Bedingungen identifiziert, unter welchen diese besonders erfolgreich sind. Es gibt kein Pauschalrezept, aber einige Leitlinien:

  • Die Regeln zur gemeinsamen Nutzung sind für alle verständlich
  • Die Organisation ist über lange Zeit stabil
  • Es ist klar, wer beteiligt ist und wer was erhält
  • Alle profitieren und werden bei Änderungen der Regeln einbezogen 
  • Die Nutzung wird überwacht und ein Regelverstoss sanktioniert

Diese Kriterien sind heute von vielen Genossenschaften gut umgesetzt, z.B. von Mobility Carsharing.

Digitale Wege sind kürzer

Das Internet und die sozialen Medien haben Teilen wesentlich vereinfacht. Noch nie zuvor war es so unkompliziert, Anbieter und Nachfrager zusammen zu bringen. Vielen neuen Modellen gelang so der Durchbruch und es sind virtuelle Marktplätze gewachsen. Eigentum erhält durch diese Bewegung eine neue Bedeutung. Unser Verhältnis zu unserem Besitz – sei es Vermögen, Wohnraum oder ein Gegenstand – verändert sich grundlegend. Wird das Eigentum als «heilige Kuh des Bürgertums» bald geschlachtet?

Meine persönliche Topten

Für mich sind diese Modelle des Teilens ein Schlüssel zu einer nachhaltigen Entwicklung. Sie rücken den Menschen und sein Handeln ins Zentrum und überzeugen durch einen positiven Zugang zu den Problemen unserer Zeit. Und natürlich macht es auch grossen Spass, diese neuen Modelle selber auszuprobieren. Die folgenden zehn Projekte finde ich besonders spannend:

#1 CATCH A CAR – SPONTANES CARSHARING IN BASEL

In Basel hat Mobility ein neues Modell gestartet. Wie bisher teilen die Genossenschafter die Autos der Mobility-Flotte, ein eigenes Auto ist nicht mehr nötig. Neu ist, dass die roten Autos per App in der Stadt geortet und nach der Nutzung unkompliziert irgendwo in der Stadt wieder parkiert werden, wo sie andere per App wiederfinden. Free Floating heisst das – unkomplizierter geht’s nicht!

#2 FOOD SHARING – ESSEN VERSCHENKEN

Die Plattform hilft, Lebensmittel vor dem Verfall zu verschenken, anstatt sie fortzuwerfen. Die Idee aus den USA ist 2013 in der Schweiz mit ch.myfoodsharing.org gestartet. Die Idee besticht, die Seite ist gut gemacht, die vorhandenen Angebote sind aber noch recht spärlich.

#3 FRENTS – TAUSCHBÖRSE IN DER NACHBARSCHAFT

Warum selber eine Bohrmaschine kaufen, wenn man sie ja doch nur zwei Mal im Jahr braucht? Dank frents.com können Werkzeuge, oder aber auch Babyautositze, Spiele oder Bücher unkompliziert in der Nachbarschaft geliehen und verliehen werden. Auf der Seite aus Deutschland sind auch Angebote in der Schweiz zu finden – mit beachtlichem Angebot. Das Bild ist von Neustart Schweiz, welche den Begriff Nachbarschaft neue definiert hat.

#4 AIRBNB – GÄSTEZIMMER ALS HOTEL

Während auf couchsurfing.org das Sofa kostenlos mit Gästen aus Allerwelt geteilt wird, verfolgt airbnb einen anderen Ansatz: lokale Gastgeber bieten gegen ein günstiges Entgelt einzigartige Unterkünfte an. Die Seite bietet für Reisende ein spannendes, alternatives Hotel-Angebot – und für jeden die Möglichkeit, ein leerstehendes Gästezimmer besser zu nutzen und etwas dazu zu verdienen.

#5 ORTOLOCO – STÄDTER WERDEN ZU BAUERN 

Ein altbekanntes Konzept hat in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt: Städter tun sich in einer Genossenschaft zusammen, pachten nahe der Stadtgrenze ein Feld und produzieren dort ihr eigenes Gemüse. Besonders gut macht das ortoloco in Zürich. Als Genossenschafter hilft man ein paar Tage pro Jahr selber auf dem Feld mit, bezahlt einen Beitrag, mit dem eine Fachkraft bezahlt wird, und erhält jede Woche frisches Bio-Gemüse. Fantastisch!

https://www.youtube.com/watch?v=EI9LwaNTaEw

#6 CAKI-BIKE – CARGO-KINDER-E-BIKE-SHARING IN BERN

Das Muster ist bekannt: solange man jung und das Leben unkompliziert ist, schätzen wir Städter das Fahrrad. Sobald aber Kinder im Haus sind und halt alles doch etwas komplizierter ist, muss ein Auto her. Das Pilotprojekt CaKi-Bike in Bern setzt genau hier an und stellt für den Transport der Kleinen und für Einkäufe leihweise Cargo-Fahrräder zur Verfügung. Super Idee!

#7 YOUR+ – RÄUME TEILEN IM SOLARDECATHLON

Die Hochschule Luzern hat im Juli 2014 als erste Schweizer Hochschule am internationalen Wettbewerb Solardecathlon teilgenommen und den 5. Rang geholt. Überzeugt hat das Projekt your+ vor allem mit dem Nutzungskonzept. In ihrem Gebäude gibt es drei Stufen des Teilens: Schlafzimmer und Bad sind persönlich, die Küche ist halbprivat und wird mit unmittelbaren Nachbarn gemeinsam genutzt und der dritte Raum wird als Gemeinschaftsraum voll geteilt. Das Haus kann in Horw (LU) angeschaut werden – es lohnt sich!

#8 ZOLLHAUS – WOHNUNGSAUSBAU WIE IM LABITZKE

Diese Woche wird die Genossenschaft Kalkbreite in Zürich eröffnet. Eine Besichtigung des ruhigen Innenhofes an so zentraler Lage kann ich übrigens nur empfehlen. Wohnen im Cluster heisst, dass man einerseits über privaten Wohnraum verfügt, andererseits Wohnraum und Grossküche mit anderen teilt, in einer Art Gross-WG. Nun will die Genossenschaft in ihrem nächsten Projekt an der Zollstrasse beim Hauptbahnhof Zürich einen Schritt weiter gehen: den Bewohnern wird ein grosser Raum, ähnlich einer grosen Loft, zur Verfügung gestellt. Der Ausbau wird nun durch die Mieter selber gemacht und es werden in der Halle Räume gebaut, ähnlich wie dies teils im Labitzke-Areal in Altstetten gemacht. Der Kreativität sind damit keine Grenzen gesetzt!

#9 MEHRALSWOHNEN – WOHN-PFLEGE-GEMEINSCHAFT IN OERLIKON

Die Genossenschaft Mehralswohnen baut auf dem Hunziker-Areal in Orlikon eine grandiose neue Siedlung: In 13 Häusern wagen 1’100 Menschen neue Wohn- und Lebensformen. Die Genossenschaft versucht sich auch in einem innovativen Projekt mit einer Cluster-WG, in welcher sich ältere und alte Menschen ihr Leben inklusive der Pflege selbst organisieren. Super Idee!

#10 IMPACT HUB –COWORKING IST MEHR ALS BÜRO-TEILEN

In vielen Schweizer Städten sind Coworking-Spaces entstanden. Hier finden vor allem Jungunternehmer der Kreativ- und Informatikbranche einen flexiblen Arbeitsort in inspirierendem Umfeld. Speziell spannend ist der Impact Hub in Zürich, wo die Zusammenarbeit in «nachhaltigen» Projekten gefördert wird. Das gelingt durch ein offenes Arbeitsumfeld, das den spontanen Austausch erleichtert, und mit Anlässen zu aktuellen Themen.