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Biofuels in der Schweiz: eine Recherche für Greenpeace

Angesichts des rasch fortschreitenden Klimawandels und der dringend notwendigen Emissionsreduktionen werden Treibstoffe pflanzlicher Herkunft (Biofuels) dank ihrer guten Treibhausgasbilanz immer interessanter, auch für die Schweiz. Doch die Produktion von Biofuels birgt auch Risiken: Bei Importprodukten kommt ein Großteil der Energiepflanzen aus Lateinamerika, Asien und Afrika. In der Greenpeace-Studie «Biofuels in der Schweiz» erarbeitete ich einen Überblick über die Herstellung, Nutzung und das Potential der inländischen Produktion von Biofuels in der Schweiz heute und erläutert Chancen und Risiken der Zukunft.

Eine Analyse der Rolle von Treibstoffen aus pflanzlichen Rohstoffen in der Schweiz im Auftrag von Greenpeace Schweiz

Fazit

Im vorliegenden Bericht wurde versucht, die vorhandenen Informationen zur Rolle von Biofuels in der Schweiz zu recherchieren, aufzuarbeiten und strukturiert wiederzugeben. Im Folgenden soll auf der Grundlage dieser Informationen ein Fazit zur inländischen Produktion und zum Import von Biofuels gezogen werden.

Biofuels stecken in der Schweiz noch in den Kinderschuhen. Die Menge an Treibstoffen pflanzlicher Herkunft macht heute einen marginalen Anteil am Schweizerischen Treibstoffverbrauch aus, und es findet noch kein Import aus dem Ausland statt. Der Zeitpunkt ist daher günstig um ein Fundament für einen sinnvollen und nachhaltigen Einsatz von Biofuels in der Schweiz zu legen. Tatsächlich hat der Bund diese Aufgabe erkannt: Die Bundesämter BFE, BAFU und BLW sind momentan damit beschäftigt eine Strategie für Biofuels in der Schweiz auszuarbeiten und das Parlament behandelt die Revision des Mineralölsteuergesetzes, welche eine Steuerbefreiung von Biofuels beinhaltet.

Einhalten der Nachhaltigkeitskriterien

Bei der Förderung von Biofuels ist es unbedingt notwendig sicherzustellen, dass diese die im Abschnitt 2.6 aufgestellten Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Neben strengen Umweltauflagen müssen dabei auch soziale und menschenrechtliche Mindeststandards sowie mögliche indirekte Auswirkungen berücksichtigt werden. Zudem muss bei der Förderung der Verwendung der Biomasse zu Treibstoffzwecken immer im Auge behalten werden, dass die Wärme- und Energieproduktion aus der beschränkten Ressource Biomasse einen signifikant höheren Wirkungsgrad aufweist und durch eine einseitige Förderung von Biofuels nicht benachteiligt werden darf.

Gas aus pflanzlichen Rohstoffen

Im Vergleich zu den anderen Biofuels, darf dem Treibstoff Gas aus pflanzlichen Rohstoffen weitaus unkritischer begegnet werden. Dieser ist, im Unterschied zum Ausland und zu den Flüssigtreibstoffen Ethanol und Diesel aus pflanzlichen Rohstoffen, in der Schweiz unter dem Namen “Kompogas“ bereits relativ gut etabliert. Eine Steuerbefreiung von Gas aus pflanzlichen Rohstoffen ist unproblematisch, da dieses umweltfreundlich produziert wird und eine gute Treibhausgasbilanz aufweist. Das Potential von Gas aus pflanzlichen Rohstoffen als Treibstoff ist mit einem geschätzten maximalen Marktanteil von 5% bis 2050 jedoch relativ bescheiden.

Die „zweite Generation“

Bereits steht die “zweite Generation“ der Technologien zur Produktion von Biofuels vor der Tür, die es erlaubt, durch die Nutzung von Zellulose und Lignin, grössere Anteile der Biomasse zur Produktion von Biofuels zu nutzen. Zu welchem Zeitpunkt diese Technologien marktreif sind, ist noch unklar. Jedoch lässt sich schon heute vermuten, dass selbst mit diesen neuen Technologien das Potential zur inländischen Produktion von Biofuels beschränkt und im Vergleich zum Ausland teuer bleiben wird.

Import

Der Import von Biofuels wird in der Schweiz vermutlich eine relativ grosse Rolle spielen. Die in diesem Bericht betrachteten Studien zeigen, dass die inländische Produktion von Biofuels auch bei der vollen Ausschöpfung des maximalen Potentials, einen relativ geringen Anteil am Treibstoffverbrauch erreicht. Zudem sind importierte Biofuels wesentlich günstiger als in der Schweiz produzierte. Dies scheint auch die nächsten Jahrzehnte noch so zu bleiben: Prognosen lassen vermuten, dass selbst im Jahr 2010 Ethanol aus Brasilien noch erheblich günstiger sein wird, als die Produktion von inländischem Ethanol.

Das Importieren von Biofuels ist nicht grundsätzlich abzulehnen. Es muss aber unbedingt eine Möglichkeit gefunden werden, die es erlaubt, die Erfüllung von Umwelt- und Sozialstandards sicher zu stellen und damit eine nachhaltige Produktion zu garantieren.